Sanders, Jürn; Heinrich, Barbara and Petter, Sanna (2018) Internationale Wettbewerbsfähigkeit der ökologischen Getreide-, Ölsaaten- und Körnerleguminosenproduktion und Strategien zur Produktionsausdehnung in Deutschland. [International competitiveness of organic cereal, oilseed and pulse production and strategies for the expansion of production in Germany.] Johann Heinrich von Thünen‐Institut, Institut für Betriebswirtschaft, D-Braunschweig .
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(Schlussbericht)
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Die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Ackerbauerzeugnissen ist in Deutschland in den letzten Jahren stark gewachsen. Dieser Wachstumstrend spiegelte sich lange Zeit allerdings nur bedingt in der Entwicklung der heimischen Erzeugung wider. Da bisher unzureichend geklärt ist, wie die deutsche Öko‐Getreide‐, Ölsaaten‐ und Körnerleguminosenproduktion im internationalen Vergleich ökonomisch dasteht und eine weitere Ausdehnung politisch angestrebt und vom deutschen Handel gewünscht wird, ist das Ziel dieser Arbeit, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Öko‐Ackerbauproduktion im Vergleich zu ausgewählten Hauptkonkurrenzländern zu analysieren. Hierzu wurden die sektorspezifische Rahmenbedingungen und die ökonomischen Kennzahlen von typischen Öko‐Ackerbaubetrieben in Deutschland und in ausgewählten Fallstudienländern analysiert. Als wichtige Produktions‐ und Lieferländer ackerbaulicher Erzeugnisse für den deutschen Biomarkt wurden Italien, Rumänien, Ukraine, Russland und Litauen ausgewählt.
Die Auswertung der Sektordaten zeigt, dass die sechs Fallstudienländer sich erheblich im Hinblick auf den Umfang der ökologisch bewirtschafteten Fläche und den Handelsumsatz mit ökologischen Erzeugnissen unterscheiden. So ist die Produktion und Nachfrage nach ökologischen Erzeugnissen in Deutschland und Italien wesentlich grösser als in der Ukraine und Russland. Ein heterogenes Bild zeigt sich auch bezüglich des Umfangs und die Bedeutung einzelner Bio‐Ackerbaukulturen.
Der Anbau von Getreide und Körnerleguminosen ist in Deutschland, Italien und Litauen besonders stark verbreitet. Der Anteil der Ölsaatenproduktion ist wiederum in der Ukraine, Rumänien und Russland relativ hoch.
Die Auswertung der Importdaten zwischen 2012/13 und 2016/17 hat gezeigt, dass die Konkurrenzsituation je nach Kulturart unterschiedlich zu bewerten ist. Während der Importdruck für Ölsaaten gegenwärtig hoch und deshalb der internationale Wettbewerbsdruck für hiesige landwirtschaftliche Unternehmen ebenfalls hoch ist, wird der überwiegende Anteil des in Deutschland vermarkteten Öko‐Getreides in Deutschland produziert (wobei die Importe in den letzten vier Jahren zugenommen haben).
Die in den Untersuchungsländern definierten typischen Öko Ackerbaubetriebe weisen unterschiedliche Produktionsstrukturen auf. Die Flächenausstattung der deutschen Betriebe ist mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 109 bis 350 ha vergleichbar mit der Betriebsgröße in Rumänien. Deutliche Unterschiede gibt es hingegen bei der Flächenausstattung im Vergleich zu den Betrieben in Italien und Litauen (34 bis 100 ha) und der Ukraine (890 bis 2 000 ha). Die Anzahl der Fruchtfolgeglieder variiert zwischen drei und zehn Kulturen.
Der Vergleich der Produktionserlöse und ‐kosten zeigt, dass trotz vergleichsweise weniger günstigen klimatischen Bedingungen, die Erträge in Deutschland in der Tendenz höher sind als in Osteuropa. Höhere Verkaufserlöse erzielen die deutschen Öko‐Ackerbaubetriebe bei Weizen, Mais und Futtererbsen. Weniger eindeutig ist das Ergebnis hingegen bei Dinkel, Gerste und Sonnenblumen. Aufgrund relativ hoher Erzeugerpreise können bei diesen Kulturen insbesondere die ukrainischen Betriebe vergleichbare Verkaufserlöse realisieren. Ein komparativer Vorteil für die osteuropäischen Betriebe ergibt sich gemäß der ausgewerteten Daten in erster Linie durch deutlich niedrigere Produktionskosten, die die Differenz bei den Einnahmen mehr als ausgleichen. Bedingt durch eine höhere finanzielle Förderung der landwirtschaftlichen Produktion erzielen die Betriebe in Deutschland allerdings dennoch höhere Einnahmen.
Sollte die Marktnachfrage nach ökologischen Ackerbauerzeugnissen wie bisher zunehmen, ist zu erwarten, dass sich die hiesige ökologische Ackerbauproduktion weiterhin am Markt behaupten kann ‐ auch wenn der Konkurrenzdruck aus Osteuropa zunimmt. Folglich erscheint eine weitere Produktionsausdehnung gegenwärtig weniger eine Frage der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sondern vielmehr der relativen Vorzüglichkeit gegenüber der konventionellen Produktion zu sein. Um eine weitere Ausdehnung des ökologischen Ackerbaus zu ermöglichen, bedarf es aus heutiger Sicht keiner weiteren politischen Strategien. Vielmehr sollten die bestehenden oder geplanten Förderinstrumente und –konzepte konsequent umgesetzt werden.
Summary translation
The demand for organically produced arable products has grown strongly in recent years. This growth trend reflects, however, only to some extent the development of domestic production. Since the production shift has only been inadequately explained to date, the aim of this paper is to analyse how the German organic grain, oil seed and legume production stands in international comparison. Also considered is whether a further expansion is politically desirable and sought by German business. The paper analyses the international competitiveness of German organic arable production in comparison to selected competitors. For this purpose, specific framework conditions and the economic statistics for 17 typical organic arable farms in Germany and in selected case study countries are analysed within the context of this paper. Italy, Romania, Ukraine, Russia and Lithuania are considered important production and delivery lands of arable products for the German organic market.
The evaluation of sectoral data shows that the six case study countries differ greatly with regard to the extent of the organically farmed areas and the trade profits from organic products. Thus the production and demand for organic products in Germany and Italy are much greater than that in Ukraine and Russia. A heterogeneous picture can be seen with regard to the extent and significance of individual organic arable crops. The level of grain and legume crop production is especially high in Germany, Italy and Lithuania. The level of oil seed production is, on the other hand, relatively high in Ukraine, Romania and Russia.
The analysis of import data between 2012/2013 and 2016/2017 shows that the competitive situation is to be evaluated differently based on type of crop. While the import pressure for oilseeds is high at the moment, and therefore the international competition for the currently operating farms is high, the greater portion of organic grain sold in Germany is also grown in Germany (although imports have increased greatly in the past four years).
The typical organic arable farms defined in the study countries also feature different production structures. The size of the German farms is, with a UAA of between 109 and 340 hectares, comparable with the farm size in Romania. There are, in comparison, significant differences in size in contrast to Italy and Lithuania (34 to 100 ha) and Ukraine (890 to 2 0000) ha). The number of crop sequences varies between three and ten crops, where one farm works with three crop sequences, and five farms with two crop sequences.
The comparison of production results and costs show that despite comparably less favourable climate conditions, the yields in Germany tend to be higher than in Eastern Europe. Despite particularly significantly higher producer prices, the profits for German organic arable farms are not in every case higher than the yields from the Romanian or Ukrainian farms. A comparative advantage for the Eastern European farms is primarily due to significantly lower production costs, which balance the differences in income. Due to a high financial support for farm production in Germany the German farms do however have higher total returns.
Should the market demand for organic arable products continue to increase, it is to be expected that the current organic arable production will continue to dominate the market even if the competitive pressure from Eastern Europe increases. Consequently it appears that a further expansion of production is less a question of international competitive ability, and much more a question of the relative preferability to conventional production. From a current perspective no further political strategies are needed to increase organic crop farming. It is much more important to strictly implement the existing planned promotional instruments and concepts.
EPrint Type: | Report |
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Keywords: | BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 11OE116, ökologische Lebensmittel, Importe, heimische Erzeugung, Marktpotenzial, Wettbewerbsfähigkeit, Ölsaaten, Getreide, Körnerleguminosen |
Subjects: | Farming Systems > Farm economics Food systems > Markets and trade |
Research affiliation: | Germany > Federal Organic Farming Scheme - BOEL > Economics > Economics - Advice Germany > Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries - VTI > Institute of Farm Economics - BW |
Related Links: | https://www.bundesprogramm.de, http://orgprints.org/cgi/search/advanced?addtitle%2Ftitle=&keywords=11OE116&projects=BOEL&_order=bypublication&_action_search=Suchen |
Deposited By: | Sanders, Jürn |
ID Code: | 35478 |
Deposited On: | 05 Jun 2019 10:47 |
Last Modified: | 05 Jun 2019 10:47 |
Document Language: | German/Deutsch |
Status: | Unpublished |
Refereed: | Not peer-reviewed |
Additional Publishing Information: | Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Projektleitung: Dr. Jürn Sanders, Johann Heinrich von Thünen‐Institut, Institut für Betriebswirtschaft |
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