%I Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei %K Tierverhalten, Rinder, Kälberaufzucht, BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 11OE072 %X Für Verbraucher, die ökologisch erzeugte Tierprodukte kaufen, stehen die tiergerechte Haltungsform und der verminderte Medikamenteinsatz in der ökologischen Landwirtschaft an erster Stelle der Entscheidungsgründe für diese Produkte. Insbesondere die ökologische Milchproduktion wird als natürliche Tierhaltung empfunden. Jedoch werden mit zunehmender Aufklärung über die tatsächlichen Bedingungen in der Milchviehhaltung einzelne Haltungspraktiken kritisch hinterfragt. Dazu gehört zum Beispiel die auch in der ökologischen Milchviehhaltung übliche Praxis, die Kälber innerhalb von 24 Stunden oder spätestens einen Tag nach der Geburt vom Muttertier zu trennen. Während die Vermeidung der Infektionsübertragung oder die Tierhygiene allgemein für dieses Verfahren sprechen, haben vergleichende Untersuchungen zur Entwicklung der Kälber gezeigt, dass Kälber, die an ihren Müttern saugen dürfen, keine Verhaltensanomalien (wie gegenseitiges Besaugen) und eine bessere körperliche Entwicklung zeigen. Diesen positiven Effekten stehen Nachteile bei der Milchgewinnung (kalbführende Kühe reagieren beim maschinellen Melken oft mit Milchejektionsstörungen) und zusätzliche bauliche Aufwendungen (Schaffung eines separaten Kälberbereichs, der an den Hauptstall angebunden ist) gegenüber. Dementsprechend wird das Verfahren bisher nur von wenigen interessierten Landwirten genutzt. Das Aufzeigen weiterer Vorzüge könnte die Akzeptanz bei den LandwirtInnen steigern und eine Alternative in der ökologischen Kälberaufzucht aufzeigen, die dem natürlichen Verhalten besser entspricht und von Verbrauchergruppen dezidiert gewünscht wird. Bisherige Untersuchungen haben sich insbesondere dem Zeitraum der Milchaufnahme gewidmet. Das geplante Projekt soll sich deshalb mit den langfristigen Auswirkungen der Aufzuchtform beschäftigen. Ausgehend von praktischen Untersuchungen und der Auswertung bereits generierten Wissens sollen die bisher bekannten Vor- und Nachteile der muttergebundenen Kälberhaltung insgesamt evaluiert, Lösungsansätze formuliert und in die landwirtschaftliche Praxis sowie in die Beratung vermittelt werden. In der experimentellen Untersuchung werden 20 hochtragende Färsen (12 muttergebunden aufgezogene, 8 am Tränkautomaten aufgezogene)separat 3 bis 4 Wochen vor dem geplanten Kalbetermin in die Herde integriert. Jedes Tier wird über einen Zeitraum von 12 h kontinuierlich beobachtet und das Sozialverhalten sowie der nächste Nachbar aller 5 min erfasst. Am 9. und 10. Tag nach der Eingliederung werden die Tiere wiederholt beobachtet. Die Aktivitätsprofile der Färsen werden mittels Beschleunigungssensoren über einen Zeitraum von 10 Tagen dokumentiert. Kotproben am Tag 1, 3 und 7 der Eingliederung dienen der Bestimmung von Kortisolmetaboliten. Um auch noch längerfristige Effekte zu erfassen werden die Tiere wiederholt im 1./2. und 3. Laktationsdrittel beobachtet sowie ihre Leistungsdaten über die gesamte erste Laktation dokumentiert. Angaben zur Finanzierung des Projekts finden Sie im Förderkatalog des Bundes unter http://foerderportal.bund.de/foekat/jsp/StartAction.do. Bitte geben Sie in das Suchfeld eine 28 plus das Förderkennzeichen (FKZ) des BÖLN-Projektes ein, z.B. 2808OE212 für das BÖLN-Projekt mit der FKZ 08OE212. %L orgprints19925 %T Untersuchungen zu langfristigen Auswirkungen der muttergebundenen Aufzucht von weiblichen Kälbern in der ökologischen Milchviehhaltung %X Üblicherweise werden heute Kuh und Kalb frühzeitig nach der Geburt getrennt und das Kalb künstlich aufgezogen. Die mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht ermöglicht den Kälbern das Saugen sowie den Kontakt zu mindestens einem adulten Sozialpartner. Das Projekt untersuchte die Effekte der Aufzucht auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie das Verhalten der Färsen und Kühe, die muttergebunden aufgezogen wurden. Dafür wurden Experimente und eine Felderhebung durchgeführt. Es zeigte sich, dass muttergebunden aufgezogene erstlaktierende Kühe unter den Bedingungen einer kurzzeitigen sozialen Isolation ihre Umgebung aktiver erkundeten als das bei künstlich aufgezogenen Tieren der Fall war. Hinsichtlich des Verhaltens bei der Eingliederung in eine bestehende Milchkuhherde wurden keine Unterschiede der Aufzuchtform sichtbar, allerdings stellte die Eingliederung einen erheblichen Stress für alle Tiere dar, der nachhaltig Auswirkungen auf das Aktivitätsmuster hatte. Langfristig zeigten sich unter den Bedingungen der Versuchsstation keine Auswirkungen der Aufzucht auf die Tiergesundheit und Leistungsfähigkeit, was auf die gleichwertige Ernährung der beiden Versuchsgruppen im Kälberalter zurückzuführen ist. Die Feldstudie mit 20 Betrieben, davon elf mit muttergebundener Aufzucht, erbrachte auch keine Hinweise auf bessere Leistungen mutter- bzw. ammengebunden aufgezogener Tiere in den Laktationen, was mit der eingeschränkten Milchversorgung zu erklären ist: Der Großteil der untersuchten Praxisbetriebe lässt mehr als ein Kalb bei den Kühen saugen, so dass die im Experiment beobachteten Milchaufnahmen bis zu 16 Litern je Tier und Tag sicher nicht erreicht werden. Um die Beziehung der Tiere zum Menschen zu prüfen, wurden Ausweichdistanztests durchgeführt. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Aufzuchtformen, so dass die Aufzucht an der Kuh nicht zwangsläufig eine größere Distanz zum Menschen mit sich bringt. Die muttergebundene Kälberaufzucht führt nicht per se zu höheren Leistungen als Milchkuh, allerdings hat sie nachhaltige Effekte auf das Tierverhalten. %K BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 11OE072, Tierverhalten, Rinder, Kälberaufzucht, %A Tasja Kälber %A Kerstin Barth %I Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, D-Westerau %T Untersuchungen zu langfristigen Auswirkungen der muttergebundenen Aufzucht von weiblichen Kälbern in der ökologischen Milchviehhaltung %D 2017 %L orgprints33094