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Biotoppflege als neue Funktion und Leistung der Tierhaltung

Rahmann, Gerold (2000) Biotoppflege als neue Funktion und Leistung der Tierhaltung. [Biotope management as new function and production of animal husbandry.] Agraria, no. 28. Verlag Dr. Kovac, Hamburg.

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Summary in the original language of the document

Biotopbeweidung mit der Leistung Pflege kann als neue Funktion der Tierhaltung verstanden werden. Die „Biotoppflege mit Nutztieren“ ist dabei eine spezielle Ausprägung der „Kulturlandschaftspflege mit Nutztieren“, die sich vor allem auf den biotischen (Flora und Fauna) und weniger auf den ästhetischen (Landschaftsbild) und abiotischen Schutz (Wasser, Boden, Luft) bezieht. Sie stellt eine tiergebundene Nutzung geschützter Grünlandstandorte dar, insbesondere der verschiedenen Ausprägungen der Magerrasen und des Feuchtgrünlandes, und kann als „pflegende Nutzung“ bzw. „nutzende Pflege“ geschützter Biotope verstanden werden.
Obwohl eine Reihe von Biotopen durch jahrhundertelange Beweidung geprägt wurden, ist sie als gezieltes Instrument der Pflege relativ jung (TREPL, 1994). Sie hat erst seit Mitte der achtziger Jahre für den Naturschutz und auch für die Tierhaltung an Bedeutung gewonnen. Sie ist auf der einen Seite eine kostengünstige, flexible und agrarhistorisch adäquate Möglichkeit der Erhaltung von „historischen Kulturlandschaften“, andererseits stellt sie durch die „Pflegeprämien“ eine zusätzliche Einkommensquelle für die Tierhalter dar. Die wirklichen Leistungen und Kosten sind bislang jedoch nur durch iteratives Verfahren ermittelt worden und basieren nicht auf direkten Messungen. Diese sind dadurch erschwert, daß ökologische Leistungen nur bedingt monetär meßbar sind (HAMPICKE, 1991a). Gesellschaftlicher Nutzen steht individuellen Kosten gegenüber, es gibt keinen direkten Nachfrager nach dem Gut „geschütztes Biotop“. Die damit ausgedrückte soziale, ökonomische und ökologische Dimension der Biotoppflege spiegelt dabei den holistischen Ansatz wider.
Da das Themengebiet „Biotoppflege mit Nutztieren“ sehr umfangreich ist (NATURLANDSTIFTUNG HESSEN, 1997), konzentriert sich diese Arbeit auf die Entbuschung als eine wichtige Maßnahme in der Biotoppflege durch die Ökologische Ziegenhaltung. Obwohl es kein Biotop in Deutschland gibt, das dem Einfluß der Ziegenbeweidung zugesprochen werden kann, hat der Einsatz der Ziege in der Biotoppflege an Bedeutung gewonnen (RAHMANN, 1998c). War es früher unter Strafe verboten, Ziegen im Wald weiden zu lassen, so werden diese heute gezielt eingesetzt. Der einst ökologisch negativ bewertete Gehölzverbiß wird als Grundlage für eine Entbuschung angesehen und stellt dabei eine Alternative zur arbeitsaufwendigen und kostenintensiven manuellen oder maschinellen Entbuschung dar. War die Ziege früher die „Kuh des kleinen Mannes“, so hat sie durch die Biotoppflege einen elementaren Funktionswandel erfahren. Ihr Leistungsvermögen ist bislang jedoch nicht ermittelt und bewertet worden. Diese Tierart eignet sich deswegen für eine ganzheitliche Analyse einer Pflegeleistung. Es sind bereits eine Reihe von Detailarbeiten zur Biotoppflege mit Ziegen erstellt worden (zum Beispiel SCHRÖDER, 1995; RIEHL, 1992). Bislang sind diese jedoch meist aus disziplinärer, vorwiegend ökologischer Sichtweise erfolgt, eine holistische Bewertung wurde dabei nicht vorgenommen.
Die Zusammenstellung bisheriger Arbeiten und eine experimentelle und empirische Ergänzung mangelhaft oder nicht dargestellter Elemente in einem systemtheoretischen Ansatz ist Ziel dieser Arbeit. Konzeptionell ist diese Arbeit grundsätzlich auch für andere Biotoptypen, Pflegemaßnahmen und/oder Nutztierarten geeignet. Damit ist eine Grundlage für weitere wissenschaftliche Forschung erarbeitet worden. Im experimentellen Teil sollen ökologische und betriebssystematische Fragen beantwortet werden. Diese beziehen sich auf die Fragen der ökologischen und tierethologischen Unbedenklichkeit, der physischen Entbuschungsleistung, des technischen und betrieblichen Ablaufes sowie der Wirtschaftlichkeit. Im empirischen Teil sollen am Beispiel des Landkreises Göttingen und des Werra-Meißner- Kreises die agrarstrukturellen Rahmenbedingungen und die Bedeutung für die Regionalentwicklung aufgezeigt werden. Erfolgreiche Vermarktungsstrategien aus dem Biosphärenreservat Rhön runden das Thema auch aus ökonomischer Sicht ab. In der zusammenfassenden Diskussion werden auf dieser Basis die Fragen beantwortet, die im theoretischen Teil über den Stand der Wissenschaft identifiziert worden sind:
• Ist die Biotoppflege mit Ziegen mit den gegenwärtigen Leitbildern der Biotoppflege vereinbar?
• Ist die Ziege aus physiologischen und ethologischen Gründen für eine Entbuschung geeignet?
• Ist die Beweidung von Kalkmagerrasen mit Ziegen ökologisch vertretbar?


EPrint Type:Book
Keywords:Ziegen, Schafe, Ökolandbau, Naturschutz, Deutschland
Subjects: Animal husbandry > Production systems > Sheep and goats
Research affiliation: Germany > Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries - VTI > Institute of Organic Farming - OEL
Deposited By: Rahmann, Prof. Dr. Gerold
ID Code:8748
Deposited On:29 Jun 2006
Last Modified:12 Apr 2010 07:33
Document Language:German/Deutsch
Status:Published
Refereed:Peer-reviewed and accepted

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