Hitzestress bei Milchkühen in weidebasierten Haltungssystemen

Summary

Auch in der Schweiz sind in den letzten Jahren vermehrt hohen Temperaturen in Kombination mit einer erhöhten Luftfeuchtigkeit und einer minimalen Luftgeschwindigkeit aufgetreten. Mit einer thermoneutralen Zone von 0-15°C sind Milchkühe auch in unseren Breitengraden im Sommer vermehrt Hitzestress ausgesetzt, gerade in der Schweiz, wo die weidebasierte Milchproduktion einen hohen Stellenwert hat. Mit der Erhebung des Temperatur and Humidity Index (THI) an Tagen mit einer Höchsttemperatur von über 18°C, der Verhaltensbeobachtung vier weidender Herden und der Verwendung der erhobenen Pedometer-Daten während dieser Tage wurden folgende drei Fragestellungen dieser Arbeit untersucht:
(1) Kann das Zusammenstehen der Kühe in einem direkten Zusammenhang mit dem THI gebracht werden?
(2) Wie wirkt sich ein erhöhter THI auf die Wiederkauaktivität der Kühe aus?
(3) Welche Verhaltensindikatoren zu Hitzestress lassen sich zuverlässig erheben?
Aus den Ergebnissen dieser Arbeit geht hervor, dass kein direkter Zusammenhang zwischen dem Zusammenstehen der Kühe und dem THI besteht, sodass sich das Zusammenstehen der Tiere allein nicht als zuverlässigen Verhaltsindikator für Hitzestress eignet. Auch bei der Wiederkauaktivität der Tiere konnte in dieser Arbeit kein deutlicher Zusammenhang zur vorherrschenden THI-Klasse auf der Weide festgestellt werden. Jedoch konnte beobachtet werden, dass sich bei steigender THI-Klasse der Anteil an liegend wiederkauenden Tieren zugunsten der stehend wiederkauenden Tiere reduzierte. Als geeignete, zuverlässig erhebbare Verhaltensindikatoren zu Hitzestress konnten lediglich die beiden Parameter «Anzahl liegende Kühe» und «Anzahl stehende und fressende Kühe» identifiziert werden. Aus den Ergebnissen des Vergleichs der Erhebungsmethoden und des Beobachterabgleichs dieser Arbeit lässt sich folgern, dass das Aktivitätsverhalten der Tiere wahrscheinlich mittels Pedometer objektiver und besser erhoben werden kann als durch Direktbeobachtungen der Forschenden.