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Zwischen Kosmos und Erde. 1. Nahrungserzeugung und menschliche Entwicklung

Hagel, Ingo (2001) Zwischen Kosmos und Erde. 1. Nahrungserzeugung und menschliche Entwicklung. [In between cosmos and earth. 1: Food production and human development.] Das Goetheanum, 46, pp. 837-842.

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Summary in the original language of the document

[Auszug aus dem Dokument:]
Anhand der oben geschilderten Zusammenhänge kann verständlich werden, warum Rudolf Steiner sich im „Landwirtschaftlichen Kurs“ so entschieden gegen die mineralische Düngung wandte. Deren ausgeprägter kosmischer Charakter kann auch darin gesehen werden, dass sie sich in letzter Konsequenz auch physisch von der Erde mit ihren lebendigen Vorgängen vollständig abkoppelt und als Hydrokultur mit Nährlösung in Steinwolle oder auf Plastikfolie arbeitet, was vor allem in der holländischen Gemüseproduktion weit verbreitet ist. Die mineralische Stickstoffdüngung ist der Hauptfaktor für die hohen Erträge der konventionellen Landwirtschaft, indem sie massebildend die kosmischen Wachstumskräfte von unterhalb der Erde (vgl. dazu die Wachstumsversuche im Jahreslauf des schwedischen Forschers RAPPE, zitiert in HAGEL (1992)) in die Pflanze einbindet. Sie wirkt aber reifeverzögernd, und der Gestaltung der Substanzen und Formen der Pflanze entgegen. Die dargestellten Zusammenhänge legen nahe, dass so gezogene Pflanzen dem sie verzehrenden Menschen vorrangig „gewöhnliches Bewusstsein, schattenhafte Gedankenwelt“ vermitteln, jedoch nur unzureichend Willenskräfte zum Arbeiten (sicherlich mit ein Grund für die herrschenden allgemeinen Erschöpfungszustände) sowie für die Bildung einer auf den (Denk-) Willen gegründeten spirituellen Weltanschauung und deren Umsetzung in die Tat.
Auch an anderer Stelle (STEINER 1924 a) weist Rudolf Steiner mit Blick auf die Bildung eines qualitativ hochwertigen Pflanzeneiweisses ganz dezidiert auf die Gefahren einer mineralischen Stickstoffdüngung anstelle einer Düngung mit tierischem Dünger, vor allem Kuhmist hin: „Da kriegen wir dann also aus der Pflanze bloß dasjenige heraus, was in den menschlichen Knochenbau geht.“ Diese Aussage muss als deutlicher Hinweis auf eine düngungsinduzierte Intensivierung des menschlichen Längenwachstums verstanden werden, bedingt durch eine einseitige Förderung des oben beschriebenen Wachstumsimpulses vom Kopf aus. Tatsächlich ist seit den Jahren 1920 bis 1990 die durchschnittliche Körperhöhe von 171,4 auf 182,3 cm, d.h. um fast 12 cm angestiegen. Dabei entfielen fast 7 cm allein auf die Jahre 1960 bis 1990 (KENNTNER 1992). Die 60er Jahre als Beginn dieses noch einmal beschleunigten Wachstums sind bemerkenswert, da dieses mit der allgemeinen Umsetzung der mineralischen späten (zusätzlichen) Stickstoffdüngung im konventionellen Landbau zur Anhebung des Proteingehaltes beim Grundnahrungsmittel Weizen in dieser Zeit zusammenhängen könnte. Dann kamen auch die Halmverkürzer (CCC), kürzere Weizensorten sowie immer neue und wirksamere Fungizide, die weitere Düngungssteigerungen zur Ertragsmaximierung nach sich zogen.
In der anthropologisch-medizinischen Forschung gibt es zwar viele Theorien, aber keine eindeutigen Aussagen über die Ursachen dieser Wachstumszunahmen (KENNTNER 1992). Auch deshalb müssen für die Entwicklung von den biologischdynamischen Landbau betreffenden Leitbildern die hier dargestellten anthroposophisch-menschenkundlichen Zusammenhänge sowohl mit Blick auf die Düngung als auch auf die Pflanzenzüchtung sehr ernst genommen werden. Der Verzicht auf eine treibende vor allem mineralische Stickstoffdüngung ist heute in den Richtlinien sämtlicher Organisationen des Ökologischen Landbaus verankert. Allerdings gibt es neuerdings Stimmen, die eine Lockerung dieses Verbotes fordern und die Möglichkeit einer „ökologisch unbedenklichen“ Frühjahrsdüngung. Wer aber im biologischdynamischen Landbau nur eine Umweltschutzmaßnahme sieht, hat seine Bedeutung nur unzureichend erfasst. Nicht allein auf eine Ökologisierung der Landwirtschaft kommt es in Zukunft an, sondern auf deren Idealisierung, wenn man darunter nicht etwas romantisch Verklärendes versteht, sondern die Durchdringung der Wahrnehmungen mit Ideen, die eine Verbindung zum Wesen des Menschen haben. Diese sollen zu Maßnahmen und Resultaten (z.B. der Qualität der erzeugten Produkte) führen, die dem Menschen auch die Realisierung seines veranlagten Wesens (Urbildes) ermöglichen.


EPrint Type:Journal paper
Keywords:Nahrungsqualität, Lebensmitelqualität, Leitbild, anthroposophischer Forschungsansatz, biologisch-dynamische Forschung
Subjects: Food systems > Food security, food quality and human health
Research affiliation: Germany > Forschungsring e.V. (formerly IBDF) > Food Quality
Germany > Forschungsring e.V. (formerly IBDF) > Anthroposophic Research
Related Links:http://orgprints.org/00002122/, http://www.ibdf.de
Deposited By: Hagel, Ingo
ID Code:2248
Deposited On:22 Jul 2005
Last Modified:12 Apr 2010 07:28
Document Language:German/Deutsch
Status:Published
Refereed:Not peer-reviewed

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