Schröck, Rebecca (2013) Analyse der Preiselastizitäten der Nachfrage nach Biolebensmitteln unter Berücksichtigung nicht direkt preisrelevanten Verhaltens der Verbraucher. [Analysis of price elasticities for organic food products in consideration of not price-related consumer behaviour.] Justus-Liebig-Universität Gießen , Institut für Agrarpolitik und Marktforschung.
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Summary in the original language of the document
Der Biomarkt ist mit einem Umsatzanteil von rund 3,7 % ein kleines Marktsegment im deutschen Lebensmittelmarkt – allerdings mit großem Nachfrage- und Wachstumspotential. Doch wie steht es um die Zahlungsbereitschaft der Biokäufer? Wie reagieren sie auf Preis- und Einkommensänderungen? Gibt es Unterschiede in der Preissensibilität der Konsumenten zwischen verschiedenen Warengruppen? Und inwiefern unterscheidet sich das Nachfrageverhalten verschiedener Konsumentengruppen? Diesen Fragen wurde im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsprojekts nachgegangen.
Es wurde die Nachfrage nach Milch, Eiern, Gemüse und Fleisch aus konventioneller und ökologischer Erzeugung in Deutschland auf der Basis von Daten zweier Haushaltspanels der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) analysiert. Die Datengrundlage ist in ihrer Größe und ihrem Informationsgehalt einzigartig, da sie Einkäufe von mehr als 20 000 Haushalten über den Fünfjahreszeitraum von 2004 bis 2008 abbildet.
Das angewandte Schätzverfahren bestand aus zwei Schritten. Im ersten Schritt wurde mit einer Probit-Analyse untersucht, welche Faktoren die Kaufwahrscheinlichkeit für die jeweils untersuchten Bioprodukte beeinflussen. Im zweiten Schritt lieferte die Schätzung von Almost Ideal Demand Systemen (AIDS) detaillierte Ergebnisse zu Eigenpreis-, Kreuzpreis- und Ausgabenelastizitäten.
Dabei wurden stets die für die jeweilige Warengruppe relevanten Besonderheiten in Bezug auf die Schätzmethodik berücksichtigt. Wichtige Besonderheiten der vorgestellten Nachfrageanalysen sind beispielsweise die Heterogenität von Produkten und Haushalten, dynamische Aspekte der Nachfrage, ein hoher Anteil von Nullbeobachtungen im Datensatz und Aspekte der Preis- und Ausgabenendogenität.
Die Ergebnisse unterstreichen: Preise, Einkommen und Gewohnheitsverhalten sind zentrale Determinanten der Nachfrage nach Biolebensmitteln. Soziodemografische Merkmale der Haushalte leisten nur einen vergleichsweise geringen Erklärungsbeitrag. Während bisherige Arbeiten aus den USA stets zu dem Ergebnis kamen, dass die Nachfrage nach Bio-Produkten deutlich elastischer ist als die Nachfrage nach konventionellen Lebensmitteln, zeichnen die hier erzielten Ergebnisse ein differenzierteres Bild. In Warengruppen, in denen Biolebensmitte nur einen geringen Marktanteil haben und Nischenprodukte darstellen, reagieren auch die deutschen Verbraucher sehr preissensibel. In Warengruppen wie Milch, Eier und Frischgemüse, in denen sich Bioprodukte bereits etabliert haben, liegt die Preiselastizität der Nachfrage nach der Biovariante dagegen im unelastischen Bereich und hat sich der Preiselastizität der Nachfrage nach der konventionellen Variante angenähert.
Zudem lassen sich Unterschiede in den berechneten Preiselastizitäten zwischen verschiedenen Käufergruppen erkennen. Ergebnisse am Beispiel von Biomilch zeigen, dass Nicht- und Gelegenheitskäufer von Biolebensmitteln deutlich stärker auf Preisänderungen reagieren als Vielkäufer. Es scheint folglich verschiedene Gruppen von Biokäufern zu geben, die sehr unterschiedlich preissensibel nachfragen: Eine Gruppe von „Überzeugungskäufern“, die wenig auf den Preis achtet und eine Gruppe von „Wechselkäufern“, die je nach Verfügbarkeit, Preis oder Verwendungszweck zwischen ökologischen und konventionellen Produkten wechselt.
Separate Schätzungen für einzelne Jahre zeigen darüber hinaus, dass die Preiselastizitäten im Zeitablauf abgenommen haben und die Ausgabenelastizitäten gestiegen sind. Das Verbraucherverhalten befindet sich offensichtlich im Wandel, und der Markt für Biolebensmittel entwickelt sich zu einem „reifen Markt“.
Summary translation
With a market share of 3.7 % the organic food market is still a small market segment in Germany – but it has considerable demand and growth potential. How large is the willingness to pay of German organic food buyers? How do they react to changes in prices and income? Are there any differences in consumers’ reaction between different product groups? And does price responsiveness and purchasing behaviour differ between different groups of organic food buyers? These are the questions which will be addressed in this final report of this project.
Results of the project provide insights into the demand of German consumers for organic and conventional milk, eggs, vegetables and meat. The analyses are based on two panel datasets provided by the GfK consumer research association that comprises purchase information as well as sociodemographic characteristics of the households. The underlying panel is a unique dataset covering grocery purchases of more than 20 000 households over a sample period of five years (2004 to 2008).
A two-step estimation procedure is applied. First, a probit regression examines which household characteristics affect the probability to buy the organic product in question. Second, Almost Ideal Demand Systems (AIDS) provide detailed demand elasticity estimates. Thereby, the study accounts for various methodological issues that typically arise in demand system estimations. Relevant methodological peculiarities include the sociodemographic heterogeneity of households, the qualitative heterogeneity of products, dynamic aspects of demand, censoring and potential price and expenditure endogeneity.
Results confirm that primarily prices and income, but also habit formation are the driving factors of the demand for organic food products. In previous studies that were mainly conducted in the USA the demand for organic food was found to be highly elastic. Results of this project underline the need for a more differentiated view on organic consumers’ behaviour: Demand for products with a small market share and a niche existence seems to be elastic. In this respect, results of prior studies are confirmed. However, demand for organic products that are well-established in the German food market, turns out to be inelastic. In this regard, the demand for organic milk, organic eggs and organic fresh produce are as inelastic or even more inelastic than the demand for their conventional counterparts. Hence, there is evidence that differences in market structure and consumer preferences between the German and the US market, particularly the degree of product differentiation, induce a differential responsiveness to the consumer price.
Furthermore, price responsiveness differs between consumer groups. The example of milk shows that current non-buyers are considerably more price sensitive than households that already purchase organic products. Therefore, results clearly reveal that although there is little potential to increase organic sales of present consumers by means of price reductions there is a sizeable potential to expand the organic market by attracting new consumers and by strengthening the demand of occasional buyers. This shows that it is crucial to differentiate between consumer groups when taking marketing decisions or predicting future market development based on elasticity estimates.
Estimations for several distinct time periods reveal that the price responsiveness of organic consumers have declined over time. In contrast, expenditure elasticities have grown. Obviously, organic food consumer behaviour is in a process of change. A declining price sensitivity is indeed an important sign of a maturing market.
EPrint Type: | Report |
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Keywords: | BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 08OE148, Nachfrage, Biolebensmittel, Verbraucherverhalten, Preiselastizitäten, Ausgabenelastizitäten, Almost Ideal Demand System, Haushaltspanel, Käufersegmente |
Subjects: | Food systems > Markets and trade Values, standards and certification > Consumer issues |
Research affiliation: | Germany > Federal Organic Farming Scheme - BOEL > Economics > Marktentwicklung Germany > University of Gießen > Institute of Agricultural Policy and Market Research |
Related Links: | http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de, http://www.bundesprogramm.de/fkz=08OE148, http://orgprints.org/cgi/search/advanced?addtitle%2Ftitle=&keywords=08OE148&projects=BOEL&_order=bypublication&_action_search=Suchen |
Deposited By: | Schröck, Rebecca |
ID Code: | 22414 |
Deposited On: | 07 Mar 2013 09:55 |
Last Modified: | 10 Aug 2021 06:57 |
Document Language: | German/Deutsch |
Status: | Unpublished |
Refereed: | Not peer-reviewed |
Additional Publishing Information: | Gefördert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Projektleitung: Prof. Dr. Roland Herrmann, Justus-Liebig-Universität Giessen, Institut für Agrarpolitik und Marktforschung, Professur für Marktlehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Im Rahmen des hier beschriebenen Projekts wurde ein Praxismerkblatt erstellt. Eine Datei mit dem Text des Praxismerkblatts kann neben dem Schlussbericht von dieser Seite aus heruntergeladen werden (siehe Link oben: "PDF (Praxismerkblatt)"). |
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