Schumacher, Ulrich and Rahmann, Gerold (2008) Neues aus der Ökologischen Tierhaltung 2008 - Vorwort. In: Rahmann, Gerold and Schumacher, Ulrich (Eds.) Praxis trifft Forschung - Neues aus der Ökologischen Tierhaltung 2008. Johann Heinrich von Thünen-Institut - Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (vTI), Braunschweig, pp. 5-10.
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Summary
Wenn der Ökolandbau Leitbild und nicht eine kleine, elitäre Marktnische sein soll, geht es um mehr als Verbraucherklischees zu bedienen. Vielmehr muss es eine wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung der Produktionsverfahren mit der Praxis - frei von einengenden Dogmen - geben. Die „100 % Bio-Perspektive“ erfordert die ausschließliche Orientierung an ökologischen Entwicklungen auf der Welt. Auch wenn das Konzept Ökolandbau nur langsam Verbreitung findet, so kann nur diese Leitbildorientierung dazu beitragen, dass die globale Lebensmittelerzeugung perspektivisch die Bedürfnisse aller Menschen erfüllt, ohne die natürlichen Grundlagen zu zerstören.
Demgegenüber zeigt sich im Biohandel ein anderer Trend: Viele Produkte auf der letzten Biofach – der wichtigsten Messe für den Lifestyle Bio – wurden von der taz als „Bioquatsch“ tituliert (21. Februar 2008, S. 13). Es lässt sich der Eindruck eines elitären First-world-Bio-Lebensmittelmarktes nicht leugnen. Auf der letzten wichtigsten Veranstaltung der weltweiten Ökolandbau- Bewegung – der IFOAM-World Conference 2008 im Juni in Modena (Italien) – wurde ein Essen ohne Stil geboten. Ein Unterschied zu konventioneller „Fast-Food-Ernährung“ war nicht mehr zu erkennen. Essen in Plastikschachteln und Pappkartons, das im Stehen oder auf unbequemen Stühlen verzehrt werden musste, wurde angeboten. Viele Essensreste wurden zusammen mit Plastikmüll in Müllcontainern entsorgt. Von „Haute cuisine“, „Essenskultur“ oder „Slow food“ (Italien ist das Heimatland dieser Bewegung) war nichts zu erkennen.
Nachdem Pioniere (Landwirte und Konsumenten) ein glaubwürdiges Image für Bio-Produkte aufgebaut haben – gegen den Widerstand aus vielen Ecken –, haben diese Bio-Produkte heute eine Marktbedeutung und Respekt erlangt, die Pioniere aber auch vielfach ihre Visionen und Prinzipien – kurz gesprochen: ihre Unschuld – verloren. Eine Rückbesinnung auf die Ziele und Prinzipien des Ökolandbaus und eine undogmatische Bewegung hin zu den Ursprüngen, gleichzeitig aber nach vorne gerichtet und neue Herausforderungen annehmend und weg von „Bio als elitärer Markt für wenige Reiche“ erscheint dringend geboten.
In Bezug auf die Tierhaltung heißt das zunächst, dass die genannten Schwachstellen dringend angegangen werden müssen. Insbesondere der Status quo der Tiergesundheitssituation muss deutlich verbessert werden und sowohl den Verbrauchervorstellungen als auch den gesetzlichen Vorgaben und wissenschaftlich fundierten Ansprüchen vollumfänglich genügen. Das Gleiche gilt für die Kopplung von Tierhaltung und Pflanzenbau sowie für weitere Grundsätze des Ökolandbaus.
EPrint Type: | Book chapter |
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Subjects: | "Organics" in general Animal husbandry Values, standards and certification > Consumer issues Food systems > Policy environments and social economy |
Research affiliation: | Germany > Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries - VTI > Institute of Organic Farming - OEL |
ISBN: | 978-3-86576-045-6 |
Deposited By: | Rahmann, Prof. Dr. Gerold |
ID Code: | 17030 |
Deposited On: | 20 Apr 2010 11:55 |
Last Modified: | 21 Apr 2010 10:19 |
Document Language: | German/Deutsch |
Status: | Published |
Refereed: | Not peer-reviewed |
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