Hermanowski, Robert; Liebl, Boris; Wirz, Axel; Klingmann, Peter; Mäder, Rolf; Busch, Claudia; Gider, Denise; Hamm, Ulrich; Janssen, Meike; Kilian, David and Korn, Antje (2014) Regionalfenster. [Regional window.] FiBL Deutschland e.V., D-Frankfurt am Main; FiBL Projekte GmbH, D-Frankfurt am Main und Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing, D-Witzenhausen .
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Summary in the original language of the document
Von November 2011 bis Januar 2012 erarbeiteten die Marketinggesellschaft GUTES AUS HESSEN (MGH) und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) das Gutachten „Entwicklung von Kriterien für ein bundesweites Regionalsiegel“. Die daraus folgende Diskussion hatte zum Ergebnis, dass der Ansatz eines „Regionalfensters“ vielversprechend ist.
Das Regionalfenster ist ein Informationsfeld, das die Verbraucher über Herkunft und Verarbeitungsort eines Lebensmittels informiert:
Das Regionalfenster beinhaltet ausschließlich Aussagen zur Herkunft der eingesetzten landwirtschaftlichen Zutaten, dem Ort der Verarbeitung und optional zu den Vorstufen der Landwirtschaft (wie z.B. Futtermittel oder Saatgut). Aussagen zur Art der Erzeugung (z.B. fair, nachhaltig, ökologisch, ohne Gentechnik, tiergerecht) sind im Regionalfenster nicht zugelassen.
Die Region muss für den Rohwarenbezug eindeutig und nachprüfbar benannt werden (z.B. Landkreis, Bundesland oder Angabe eines Radius in Kilometern) und kleiner als die Bundesrepublik Deutschland sein; sie kann jedoch Staats- oder Ländergrenzen überschreiten (z.B. Getreide aus der Eifel oder 100 Kilometer um Aachen).
Die erste Hauptzutat und wertgebende Bestandteile müssen zu 100 Prozent aus dieser definierten Region stammen. Beträgt die erste Hauptzutat weniger als 50 Prozent des Produktendgewichtes, so müssen auch die weiteren Hauptzutaten, in ihrer Gänze, jeweils zu 100 Prozent aus der definierten Region stammen, damit der Gewichtsanteil der regionalen Zutaten über 51 Prozent des Endproduktes liegt.
Von Juli 2012 bis August 2013 wurde in drei Teilprojekten das Konzept für das Regionalfenster weiter ausgearbeitet und die Akzeptanz geprüft:
1. Projekt Nr.: 2812NA053 „Regionalfenster - Erprobung und Evaluierung“ Bearbeitung: FiBL Deutschland e.V., Autoren: Dr. Robert Hermanowski, Axel Wirz, Boris Liebl
2. Projekt Nr.: 2812NA057 „Regionalfenster - Prüf- und Sicherungssystem“ Bearbeitung: FiBL Projekte GmbH, Autoren: Peter Klingmann, Rolf Mäder
3. Projekt Nr.: 2812NA058 „Regionalfenster - Evaluierung der Verbraucherakzeptanz“ Bearbeitung: Universität Kassel, Autoren: Claudia Busch, Denise Gider, Prof. Dr. Ulrich Hamm, Dr. Meike Janssen, David Kilian, Antje Korn
Das Teilprojekt „Erprobung“ hatte zum Ziel, den bundesweiten Testmarkt für den Kommunikationsansatz „Regionalfenster“ aufzubauen und umzusetzen. Es wurden Testregionen in fünf Bundesländern ausgewählt. Der Testmarkt umfasste 20 Testgeschäfte, in denen 200 unterschiedliche Produkte angeboten wurden. Damit verschiedene Situationen der Kennzeichnung mit dem Regionalfenster getestet werden konnten, waren sowohl verpackte wie unverpackte Ware, Monoprodukte wie auch zusammengesetzte Produkte in den Testmärkten erhältlich. Sowohl der klassische Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit großer Verkaufsfläche als auch kleinere Fachgeschäfte wurden als Vertriebsschienen berücksichtigt. Die Verkaufsstätten wurden so ausgewählt, dass sie unterschiedliche Zielgruppen von Verbrauchern abdecken. Sowohl städtischen als auch ländlichen Regionen waren vertreten. In den Test wurden Produkte und Produktgruppen mit bereits existierender regionaler Auslobung aufgenommen. Zu Beginn der Testphase fand eine zweitägige Einführungs- und Informationsaktion in jedem der teilnehmenden Märkte statt. In Kooperation mit den regionalen LandFrauen-Verbänden stellten LandFrauen das Regionalfenster vor und boten Produkte zur Verkostung an. Die Laufzeit des Tests unter realen Verkaufsbedingungen war auf drei Monate angelegt. In dieser Zeit erfolgte auch die Evaluierung in Form von Markttests und Verbraucherbefragungen (siehe Teilprojekt „Evaluierung“). Zeitgleich wurde eine Informationsbroschüre „Herkunftssicherung“ erstellt. Sie erfasst das komplexe Thema Regionalität praxisnah und gibt Anregungen zur individuellen Umsetzung der Kennzeichnung. Da in den Bereichen Zierpflanzen und Pilze auch ein reges Interesse der Branchenteilnehmer an dem Kennzeichnungsansatz mit dem Regionalfenster bestand, wurden mögliche Vergabekriterien für diese Produkte entwickelt. Ebenso erfolgte eine Anpassung des Prüf- und Sicherungssystem für Zierpflanzen und Pilze. Um die Besonderheiten von Regionalprodukten für Verbraucher transparent zu machen, wurde eine internetbasierte Datenbank entwickelt. Verbraucher finden damit zukünftig auf der Seite www.regionalfenster.de Detailinformationen zu mit dem Regionalfenster gelabelten Produkten.
Ziel des Teilprojektes „Prüf- und Sicherungssystem“ war die Entwicklung eines Prüf- und Sicherungssystems für Produkte, die mit dem Regionalfenster gekennzeichnet werden. Das Prüf- und Sicherungssystem dient dazu, die auf dem Deklarationsfeld gemachten Angaben zur Herkunft und zum Verarbeitungsort zu verifizieren und von externer Stelle zu überprüfen. In einem ersten Schritt wurden im Rahmen einer Status quo-Erhebung bestehende Prüf- und Sicherungssysteme identifiziert und analysiert. Auf Basis der Status quo-Erhebung wurde dann zusammen mit Vertretern von Kontrollstellen in Abstimmung mit Vertretern des Regionalfenster e.V. ein Prüf- und Sicherungssystem für die Verwendung des Regionalfensters mit den Elementen Pflichtenheft, Firmen- und Produktregistrierung, Zulassung von Zertifizierungsstellen, Zertifizierungsverfahren und Anerkennung bestehender Standards entwickelt. Die für die praktische Umsetzung erstellten Dokumente wurden einem Praxistest unterzogen, um die praktische Anwendbarkeit sicher zu stellen. Als wichtiges Element wurde die Gruppenzertifizierung identifiziert und ein Leitfaden zur Gruppenzertifizierung entwickelt. So können Erzeuger oder Verkaufsstellen zu Gruppen zusammengefasst und im Rahmen eines internen Kontrollsystems des Lizenznehmers überprüft werden. Dadurch kann der Aufwand für die Vorort-Begehung durch die externe Zertifizierungsstelle erheblich reduziert werden.
Ziel des Projekts „Evaluierung“ war es, die Akzeptanz des Regionalfensters bei Verbrauchern und Händlern zu evaluieren. Dies erfolgte in vier aufeinander aufbauenden Phasen:
1. Leitfadeninterviews mit Verbrauchern
2. Computergestützte Verbraucherbefragung in den Testgeschäften
3. Mystery Shopping in den Testgeschäften
4. Telefonische Händlerbefragung
Insgesamt ist festzuhalten, dass sich der Ansatz, regionale Lebensmittel mit dem Regionalfenster zu kennzeichnen, in seinen wesentlichen Elementen sowohl bei Verbrauchern als auch bei Händlern bewährt hat. Ein wesentlicher Pluspunkt ist die übersichtliche Präsentation der Informationen zur Herkunft der landwirtschaftlichen Rohstoffe sowie zum Verarbeitungs- bzw. Verpackungsort. Die große Mehrheit der Verbraucher und Händler bewertete das Regionalfenster als verständlich und informativ. Durch den gewährleisteten tatsächlichen Herkunftsnachweis und die unabhängigen Kontrollen hat das Regionalfenster das Potenzial, sich zukünftig mit diesem Alleinstellungsmerkmal auf dem deutschen Markt zu profilieren und eine hohe Verbraucherakzeptanz zu gewinnen.
Die Autoren der drei Projekte kommen aufgrund Erfahrungen in der Testphase und den Ergebnissen übereinstimmend zur Einschätzung, dass die Einführung des Regionalfensters auf jeden Fall zu empfehlen ist.
Summary translation
In an assessment, the “Regionalfenster” was identified as a promising approach for the labelling of regional foods. Three sub-projects were designed, to develop a prototype of the “Regionalfenster” and to test it in practice and evaluate the acceptance among consumers and retailers.
The sub-project "testing" aimed to establish and implement the nationwide test market for the communication approach "regional window". The five selected testing regions reflected both different regional aspects and regional forms of marking as well as different distribution channels and commercial forms. The about 200 selected test items included different product types and forms of packaging. At the beginning of the testing phase, a two day introductory and information workshop was held in each of the participating markets with trained personnel. The duration of the test under real conditions of sale was designed for three months. In this period, the evaluation was simultaneously conducted in the form of market testing and consumer. At the same time, an information brochure "traceability" was created.
It covers the complex topic regionality with a practical orientation and provides suggestions for individual implementation of the labelling. To make the features of regional products for consumers transparent, an Internet-based database was developed. In the future, consumers will find detailed information of products labelled with the “Regionalfenster” on the webpage www.regionalfenster.de. In addition, each brand/standard holder can integrate the search query on his own website and set a filter to only show the own brand products independently from an acquisition of licence.
The goal of the sub-project "control and quality assurance system" was to develop a control and quality assurance system for products labelled with the “Regionalfenster”. The control and quality assurance system is required to verify the information on the origin and the processing site which is provided in the declaration box and to validate this information by an external party. In a first step, existing control and quality assurance systems were identified and analyzed in a status quo survey. In the next step, a control and quality assurance system for the use of the “Regionalfenster” was developed on the basis of the status quo survey. Representatives of supervisory authorities cooperated with representatives of the “Regionalfenster e.V.” (Regionalfenster incorporated society) in this step. The documents designed for practical implementation were subjected to a practical test. The group certification was identified as an important element. It allows to summarize producers or retailers into groups and to control them within an internal control system of the licensee. As a result, the costs of the on-site inspection by the external certification body can be significantly reduced. Providers who wish to label their products with the “Regionalfenster” find all relevant information on criteria, control and quality assurance system as well as certification at the incorporated society Regionalfenster e.V. at the webpage www.regionalfenster.de.
The aim of the project "Evaluation" was to evaluate the acceptance of the “Regionafenster” of consumers and retailers. This was done in four successive phases:
1. Guideline-based interviews with consumers
2. Computer-based consumer survey in the test stores
3. Mystery shopping in the test stores
4. Telephone retailer survey
The result of the survey: The approach to label local food with the “Regionalfenster” has proven of value in its essential elements, both for consumers as well as for retailers. A major advantage is the clear presentation of information on the origin of agricultural raw materials as well as on the processing and packaging site. The vast majority of consumers and traders assessed the “Regionalfenster” as understandable and informative. Due to the guaranteed actual proof of origin and the independent inspections, the “Regionalfenster” has the potential to prospectively profile itself on the German market with this unique feature and to gain a high consumer acceptance.
Based on the results, the authors of the three projects recommend the introduction of the “Regionalfenster”.
EPrint Type: | Report |
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Keywords: | BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 12NA053, FKZ 12NA057, FKZ 12NA058, Prüfsystem, Sicherungssystem, Kontrollsystem, Zertifizierungssystem, Regionalprodukte, Regionalkennzeichnung, Verbraucher, Akzeptanz |
Subjects: | Food systems > Food security, food quality and human health Food systems > Markets and trade Values, standards and certification |
Research affiliation: | Germany > Federal Organic Farming Scheme - BOEL > Economics > Vermarktung Germany > FiBL Germany - Research Institute of Organic Agriculture Germany > FiBL Projects GmbH Germany > University of Kassel > Department of Agricultural- and Food Marketing |
Related Links: | http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de, http://www.bundesprogramm.de/fkz=12NA053, http://orgprints.org/cgi/search/advanced?addtitle%2Ftitle=&keywords=12NA053&projects=BOEL&_order=bypublication&_action_search=Suchen, http://orgprints.org/cgi/saved_search?savedsearchid=1459, http://www.regionalfenster.de |
Deposited By: | Hermanowski, Robert |
ID Code: | 28149 |
Deposited On: | 28 Jan 2015 15:06 |
Last Modified: | 29 Jan 2015 10:37 |
Document Language: | German/Deutsch |
Status: | Unpublished |
Refereed: | Not peer-reviewed |
Additional Publishing Information: | Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Projektleitung (Gesamtkorrdination): Dr. Robert Hermanowski, FiBL Deutschland e.V. Bei dem hier eingestellten Schlussbericht handelt es sich um einen Gesamtschlussbericht an dem folgende Teilprojekte beteiligt waren: FKZ 12NA053 (Gesamtkoordination) „Regionalfenster - Erprobung und Evaluierung“ Bearbeitung: FiBL Deutschland e.V., Autoren: Dr. Robert Hermanowski, Axel Wirz, Boris Liebl FKZ 12NA057: „Regionalfenster - Prüf- und Sicherungssystem“ Bearbeitung: FiBL Projekte GmbH, Autoren: Peter Klingmann, Rolf Mäder FKZ 12NA058: „Regionalfenster - Evaluierung der Verbraucherakzeptanz“ Bearbeitung: Universität Kassel, Autoren: Claudia Busch, Denise Gider, Prof. Dr. Ulrich Hamm, Dr. Meike Janssen, David Kilian, Antje Korn |
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