Auswirkungen unterschiedlich genutzter Luzerne-bestände auf labile Bodenstickstoff-Fraktionen
im pannonischen Klimaraum Ostösterreichs

J.K. Friedel[1], R. Farthofer1, G. Pietsch1, B. Freyer1

Einleitung

Im Ökologischen Landbau ist die biologische Stick­stoff (N)-Fixierung durch die Leguminosen – Rhizo­bium – Symbiose, v.a. als Futterleguminosenbestän­de, die wichtigste Stickstoffquelle. Diese zeichnen sich durch eine hohe Menge an Wurzelausscheidun­gen sowie Ernte- und Wurzelrückständen aus. Beides erhöht den Pool an labilen organischen Substanzen im Boden und trägt durch eine Stimulierung der N-Verfügbarkeit und Förderung der bodenbiologischen Aktivität zu der positiven Vorfruchtwirkung dieser Kulturen auf Nichtleguminosen als Nachfrüchte bei.

In den niederschlagsarmen Ackerbaugebieten Ost­österreichs dominiert auch im Ökologischen Landbau die viehlose Bewirtschaftung. Bei dieser Bewirtschaf­tungsform werden Futterleguminosen, vor allem überjährige Luzerne, als Reinbestand oder als Luzer­ne-Gräser-Gemenge angebaut. Die Bestände werden überwiegend als Gründungung genutzt (Mulchnut­zung). Da die Sommer trocken und die Winter kalt sind, erfolgt die Umsetzung der Futterleguminosenre­siduen im Boden nur langsam. Es ist unklar, in wieweit es gegenüber Nichtleguminosenbeständen zu einer Erhöhung labiler Bodenstickstoff-Pools kommt.

Weil der N-Gehalt von Gräsern geringer als der von Leguminosen ist, ist eine stärkere Förderung labiler Boden-N-Fraktionen durch Luzerne-Reinbestände als durch Luzerne-Gräser-Gemenge anzunehmen. Eben­so wird bei Mulchnutzung ein stärkerer Effekt auf die labilen N-Verbindungen im Boden erwartet als bei Schnittnutzung, da mehr N-reiche Rückstände auf dem Feld verbleiben. Ziel dieser Untersuchung war es, diese Annahmen zu überprüfen und die Unterschiede zu quantifizieren.

Material und Methoden

Die Untersuchungsflächen auf der Versuchswirtschaft Gross-Enzersdorf der Universität für Bodenkultur, Wien, (545 mm mittlerer Jahresniederschlag, 9.8°C Jahresdurchschittstempe­ratur, Tschernoseme aus Löss) wurden 1997/98 auf Ökologischen Landbau umgestellt. In zwei aufeinander folgenden Jahren wurden in zwei getrennten Versuchsanlagen (VA1 und VA2) (randomisierter Blockversuch in vier Wiederho­lungen) jeweils folgende 6 Untersuchungsvarianten (4 Luzernevarianten und 2 Nichtleguminosen-varianten zum Vergleich) angelegt:

1. Luzerne-Reinbestand, Mulch;  
2. Luzerne-Gräser-Gemenge, Mulch;
3. Luzerne-Reinbestand, Schnitt;
4.
Luzerne-Gräser-Gemenge, Schnitt;
5.
Gräser-Gemenge, Schnitt;      
6. Roggen.

Die Hauptnutzungsjahre der Luzernebestände waren 2000 (VA1) und 2001 (VA2), die Ansaat erfolgt im Sept. (VA1) bzw. August (VA2) des Vorjahres. Die beiden nachfolgenden Früchte waren jeweils Winter­weizen und Winterroggen.

Bodenproben wurden jeweils im April unter der er­sten Folgefrucht Winterweizen und unter der zweiten Folgefrucht Winterroggen entnommen. Die labilen Boden-N-Fraktionen in 0-90 cm Bodentiefe wurden anhand des Mineralstickstoffs (Nmin, an insgesamt fünf Terminen im Jahr), des in 0.5M K2SO4 extra­hierbaren N, des mikrobiellen N (Chloroform Fumi­gations-Extraktionsmethode) und des im anaeroben Brutversuch mineralisierbaren N bestimmt.

Die Mittelwerte wurden nach 2-faktorieller Varianz­analyse mittels Tukey-Test (P<0,05) verglichen.

Ergebnisse und Diskussion

Aufgrund von Trockenperioden im Frühjahr 2000, Winter 2000/01, im Frühjahr 2001 und im Winter 2001/02 waren die Böden von Sommer 2000 bis Winter 2001/02 außer unter Roggen relativ trocken (pF-Werte über 2,5). Die Erträge der Luzernebestän­de (durchschnittl. TM-Ertrag VA1, 2000: 6,5 t ha-1; VA2, 2001: 11,7 t ha-1) sowie der Folgefrüchte in den Jahren 2000 bis 2002 waren wasserlimitiert. Der Um­satz der Residuen war durch die Trockenheit in VA1 verlangsamt. Der Ertragsanteil der Gräser im Gemen­ge war gering (Mittel von 3 Aufwüchsen, VA1, 2000: 23%; VA2, 2001: 8%).

In VA1 gab es keine Unterschiede in den Nmin-Gehalten zwischen den Versuchsvarianten, wohl aufgrund der geringen Erträge der Luzernebestände und des langsamen Umsatzes der Residuen (Erg. nicht dargestellt). In VA2 waren nach Umbruch der Bestände unter Winterweizen die Nmin-Gehalte nach Luzerne höher als nach Gräser-Gemenge (Okt. 2001, März 2002). Unterschiede innerhalb der Luzernevari­anten gab es nicht. Keinen Effekt des Nutzungsre­gimes (Mulch / Schnitt) von Kleegras auf den Nmin-Gehalt stellten ebenfalls Dreymann et al. (2003) fest.

Die Gehalte des K2SO4-extrahierbaren N unterschie­den sich in 0-30 cm Bodentiefe zwischen den Varianten nicht. In 30-60 cm Tiefe waren die Gehalte nach Luzerne und Luzerne-Gräser-Gemenge (Mulch) höher als nach Gräser-Gemenge (Abb. 1). Absicherbare Unterschiede zwischen den verschiedenen Luzernevarianten ergaben sich nicht.

Die Gehalte an mikrobiellem N der Versuchsvarian­ten unterschieden sich mit einer Ausnahme nicht. In VA2 waren im April 2003 unter Roggen die Gehalte


Abb. 1: K2SO4-extrahierbarer Bodenstickstoff nach unterschiedlichen Vorfruchtvarianten.
WW: Winterweizen; WR: Winterroggen;  *: signifikant (P<0,05) von "Gräser-Gemenge" verschieden.

ab   b   ab  ab   a    a                        a    a    a    a    a    a                       a    a    a    a    a    a                   ab   b   ab  ab   a  ab

 
  

Abb. 2: Im Brutversuch mineralisierbarer Stickstoff nach unterschiedlichen Vorfruchtvarianten.
WW: Winterweizen; WR: Winterroggen.  Mittelwerte eines Termins mit gleichen Buchstaben sind nicht signifikant verschieden (P<0,05).


in Var. Luzerne-Gräser-Gemenge / Mulch höher als unter der entsprechenden Schnittvariante (Ergebnisse nicht dargestellt).

Der im Brutversuch mineralisierbare N war unter Winterweizen (VA1) und Winterroggen (VA2) in der Var. Luzerne-Gräser-Gemenge / Mulch höher als in den Nichtleguminosenvarianten (VA1) bzw. höher als in der Gräser-Variante (VA2). Unter Winterroggen (VA1) und Winterweizen (VA2) traten keine Unterschiede auf (Abb. 2).

Schlussfolgerungen

Nach Anbau von Luzerne bzw. Luzerne-Gräser-Gemengen waren im Boden unter den Nachfrüchten Winterweizen und Winterroggen die Gehalte an Nmin (nur VA2, weniger trockene Bedingungen), K2SO4-extrahierbarem und mineralisierbarem N gegenüber Gräser-Gemenge als Vorfrucht teilweise erhöht. Die Gehalte an mikrobiellem N waren dagegen durch Luzerneanbau nicht beeinflußt.

Entgegen den Annahmen hatten die Nutzung (Mulch vs. Schnitt) sowie die Bestandeszusammensetzung (Luzerne-Reinbestand vs. Gemenge) keinen Einfluss auf die labilen N-Fraktionen (Ausnahme: mikrobiel­ler N zu einem Termin). Dies kann auf die durch Wasserknappheit limitierte Ertragsbildung der Luzer­nebestände, den geringen Gräseranteil im Gemenge und den durch geringe Bodenfeuchte verlangsamten Umsatz der Residuen zurückgeführt werden. Da die Trockenheit einer möglichen Differenzierung der Varianten entgegenwirkt, bleibt offen, ob sich längerfristig Auswirkungen von Nutzungsregime und Bestandeszusammensetzung zeigen werden.

Literatur

Dreymann, S., Loges, R., Taube, F. (2002): Einfluss der Kleegrasnutzung auf die N-Versorgung und Ertragsleistung marktfähiger Folgefrüchte unter Berücksichtigung einer variierten organischen Düngung. In: Freyer, B. (Hrsg.). Beiträge zur 7. Wissenschaftstagung zum Ökologischen Landbau. S. 89-92. Universität für Bodenkultur, Wien.



[1] : Institut für Ökologischen Landbau, Universität für
Bodenkultur, Gregor-Mendel-Strasse 33, A-1180 Wien
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