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Einfluss von Futtermitteln und der Fütterungsstrategie auf die Fischproduktion und die Produktqualität von ökologischen Fischereierzeugnissen

Reiter, Reinhard; Benedikt, Frenzl; Schmidt, Gregor; Karl, Horst and Manthey-Karl, Monika (2011) Einfluss von Futtermitteln und der Fütterungsstrategie auf die Fischproduktion und die Produktqualität von ökologischen Fischereierzeugnissen. [Influence of feed and feeding strategy on fish production and product quality of organic fishery products.] Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Max Rubner-Institut , Institut für Fischerei (IFI) und Institut für Sicherheit und Qualität bei Mlich und Fisch (MF).

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Summary

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) finanzierten und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) betreuten Projektes wurde der Einfluss von Futtermitteln und der Fütterungsstrategie auf die Fischproduktion und die Produktqualität von ökologischen Fischereierzeugnissen untersucht.
Für die Untersuchungen wurden Bachforellen (Salmo trutta fario L.) und Seesaiblinge (Salvelinus alpinus L.) unter den Produktionsbedingungen eines ökologischen Anbauverbandes (Naturland) aufgezogen. Darunter fallen die Aufzucht in naturnahen Teichen und begrenzte Höchstbesatzdichten (bis 10 kg/m3), vor allem aber die Verwendung von zertifizierten Bio-Futtermitteln. Für die Aufzucht der Salmoniden wurden biozertifizierte Produktpaletten von drei Futtermittelherstellern herangezogen und mit der konventionellen Produktlinie eines weiteren Herstellers verglichen. Im Versuchsverlauf wurden die Futtermittel dem Wachstum der Fische angepasst. Neben den Futtermitteln wurde auch die Fütterungsstrategie untersucht. Dafür wurde eine täglich mehrmalige Automatenfütterung mit einer zweimaligen Handfütterung verglichen. Es erfolgten regelmäßige Kontrollen der Fischgesundheit und des Wachstumsverlaufs, und die Futtermengen wurden täglich dem Wachstum der Fische angepasst. Darüber hinaus wurden die wichtigsten Wasserparameter erfasst. Zum Abschluss der Aufzucht wurden die Wachstumsleistungen der Fütterungsgruppen und die Produktqualität einer repräsentativen Anzahl bestimmt.
Die Aufzucht der Bachforellen zeigte eine grundsätzliche Eignung aller Futtermittel. Innerhalb von 9,5 Monaten wuchsen die Forellen von durchschnittlich 30 g auf ein marktfähiges Schlachtgewicht heran, womit sich eine gesamte Aufzuchtdauer von 21,5 Monaten ergab. Wachstumsunterschiede ergaben sich aufgrund der verschiedenen Nährwerte der Futtermittel. Futtermittel mit hohen Fettanteilen von bis zu 25 % garantierten dabei ein rasches Wachstum. In der letzten Aufzuchtphase konnte allerdings nur ein geringer Zuwachs ermittelt werden, da die Bachforellen großteils die Geschlechtsreife erreichten. Dies wirkte sich auch negativ auf die Schlachtkörperausbeute aus. Die Futterverwertung lag mit Futterquotienten von 1 bis 2,5 in einem annehmbaren bis nicht akzeptablen Bereich. Aufgrund der höheren Preise für zertifizierte Futtermittel ergab ein Vergleich der Futterkosten pro kg Zuwachs von 1,61 €/kg für die konventionell gefütterten Bachforellen und durchschnittlich 2,30 €/kg bei den Biofuttermitteln (+ 43 %).
Die Aufzucht der Seesaiblinge von 32 g bis zum Erreichen einer schlachtfähigen Größe dauerte 10,5 Monate (gesamte Aufzuchtdauer: 22,5 Monate). Im Gegensatz zu den Bachforellen war die Produktion durch ein abweichendes Fressverhalten, eine geringere Wachstumsleistung, höhere Krankheitsanfälligkeit und einen frühzeitigen Beginn der Gonadenreifung gekennzeichnet. Dies war unabhängig von der Auswahl der Futtermittel und zeigt, dass die Produktion von Seesaiblingen unter den Voraussetzungen eines ökologischen Anbauverbandes Risiken birgt. Dies wird besonders deutlich beim Kostenvergleich der Futtermittel: 3,10 €/kg Zuwachs ergaben sich bei dem konventionellem Futtermittel, während die Fütterung mit Bio-zertifiziertem Futter im Durchschnitt 6,22 €/kg Zuwachs kostete. Darüber hinaus scheinen Besatzdichten von < 10 kg/m3 nicht für die Produktion von Seesaiblingen geeignet zu sein. Die Auswahl der geeigneten Fütterungsstrategie kann zu einem verbesserten Ergebnis beitragen. Besonders in den letzten Monaten war die Aufzucht bei beiden Fischarten von einer diskontinuierlichen Futteraufnahme geprägt. Während bei der Handfütterung umgehend darauf reagiert werden konnte, war dies bei Automatenfütterung nur eingeschränkt möglich. Dies kann zu Futterverlusten und einer zusätzlichen Belastung des Wassers führen.
Die Analyse der Produktqualität zeigte, dass weder die eingesetzten Futtermittel noch die unterschiedlichen Fütterungsstrategien zu einem systematischen Unterschied bei den bestimmten chemischen, instrumentellen und sensorischen Parametern der Fische führten. Die Fische wurden generell als sehr gut bewertet. Die Grundzusammensetzung des essbaren Anteils aller Bachforellen lag im handelsüblichen Bereich. Bei den Seesaiblingen fehlen bisher vergleichbare Ergebnisse aus der Praxis. Die Analysen der Aminosäuremuster und der Fettsäurezusammensetzung im Filet wiesen bei allen Gruppen einen hohen Gehalt von Taurin und den essentiellen Fettsäuren der n-3- und n-6-Reihen nach und verdeutlichen damit die hohe Bedeutung von Fisch für die menschliche Ernährung.
Es konnte nachgewiesen werden, dass für die getesteten modernen Biofuttermittel sehr hochwertige Rohstoffe verwendet wurden, die mindestens eine gleichwertige Wachstumsleistung wie konventionelle Futtermittel garantieren. Auch die Analyse des verzehrbaren Anteils zeigte, dass moderne Biofuttermittel hohe Produktqualitäten liefern, die vergleichbar sind mit Fischen aus konventioneller Zucht. Allerdings sind die Preise der Biofuttermittel bedeutend höher, so dass die Futterkosten pro kg Zuwachs etwa 40-50 % höher ausfallen. Weitere Kosten fallen bei der Produktion von Bio-Salmoniden im Rahmen von zusätzlichen Kontroll- und Reinigungsarbeiten an. Schlussfolgernd ist die Produktion von Bachforellen nach Vorgaben von ökologischen Anbauverbänden durchaus möglich, während die Aufzucht von Seesaiblingen nur mit Einschränkungen wirtschaftlich möglich scheint.


Summary translation

In this project the influence of feed composition and feeding strategy on organic fish production and fish quality was assessed. The project was financed by the “German Federal Ministry of Food, Agriculture and Consumer Protection (BMELV)” and supervised by the “German Federal Office for Agriculture and Food (BLE)”.
Two fish species, Brown trout (Salmo trutta fario L.) and Arctic charr (Salvelinus alpinus L.), were raised to market size according to the organic guidelines of “Naturland”, a German founded association for organic agriculture. As part of the organic production, the production in earthen ponds, a strict stocking density (max 10 kg/m3) and the use of certified organic feeds is required. Three certified organic trout feeds of different suppliers were tested against each other in a growth trial. A control group was fed a standard trout diet. Additionally the effect of the feeding strategy, hand feeding (2 times/day) compared to automated feeding (continuous), was investigated. The feeding levels were adjusted throughout the experiment according to the growth performance of the animals. Also, standard water quality parameters and fish health were regularly recorded. Upon reaching average standard market size, the growth performance and product quality of the fish was analysed and compared.
The brown trout groups showed comparable and acceptable growth performances throughout the trial for all used feed stuffs. The fish reached market size in 9.5 months. Size differences during harvest were explained by feed composition with high energy feeds (fat content up to 25 %) performing better in the early stages of the trial. Growth in the last months of the experiment was retarded due to the high level of maturity in the fish. As expected, the high level of maturity directly affected filet quality and weight. The feed conversion ratio (FCR) was ranging between 1.0 and 2.5, from acceptable to economically unfeasible. It was seen, that costs of organic feed stuffs are higher compared to standard diets due to more expensive certified raw products. The costs for feed/kg fish growth ranged from 1.61 €/kg for the standard diet compared to 2.30 €/kg for the organic feeds.
Arctic charr had a worse overall performance in the experiment than Brown trout. The fish reached harvest size after 10.5 months. Slower growth rates, early maturation and a lower overall disease resistance added up to an economically sub-optimal cost/growth ratio. The costs for the standard diet were 3.10 €/kg compared to the organic 6.22 €/kg growth. The required stocking density of < 10 kg/m3 appears to be too low for Arctic charr, leading to a reduced and varying feed intake. The right feeding strategy can be used to counteract this discontinuous feed uptake. It was seen, that adaptable hand feeding with direct observation of fish behaviour during feeding yields better growth results, less food spillage and associated better water quality in the ponds. In an automated feeding regime depending on calculated feeding tables, daily feed corrections are more difficult and feed loss is inevitable.
The analysis of the fish end-product quality showed no differences between the different feeds or the feeding strategy. No significant differences were found for the chemical, physical, instrumental or sensory parameters analysed during the quality testing. Overall the product quality was good and within the accepted range for food quality. The body composition of the filets was in line with average market quality. In Arctic charr this study was the first to investigate filet body composition and will be used as a baseline for further studies. Both fish species and all groups had high amounts of taurine and omega-3 and omega-6 fatty acids, highlighting the healthy and important role of fish in human diets.
The tested modern organic feed stuffs yielded similar production values compared to standard diets. High value raw materials in modern organic feeds guarantee a comparable growth to standard, conventional feed stuffs. The product quality of the organic end product was comparable to established conventional fish product. The overall costs for organic fish production is higher, due to higher feed and production prizes, because of strict maximum production limits requested by organic certifiers. Feed costs alone cause a 40-50% price increase in the end product. It was shown that organic Brown trout production is economically feasible, whereas the organic production of Arctic charr is difficult and production guidelines need to be revised.

EPrint Type:Report
Keywords:BÖLN, BOELN, BÖL, BOEL, FKZ 08OE038, FKZ 08OE157, Fütterung, Fütterungsstrategie, ökologische Fischereierzeugnisse, Produktqualität, Bachforelle, Seesaibling
Subjects: Food systems > Food security, food quality and human health
Animal husbandry > Feeding and growth
Animal husbandry > Production systems > Aquaculture
Research affiliation: Germany > Federal States > Bavaria > State research centre agriculture
Germany > Federal Organic Farming Scheme - BOELN > Animals > Aquaculture
Germany > Federal Research Institute of Nutrition and Food - MRI > Department of Safety and Quality of Milk and Fish Products
Related Links:http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de/, http://www.bundesprogramm.de/fkz=08OE038, http://orgprints.org/perl/search/advanced?addtitle%2Ftitle=&keywords=08OE038&projects=BOEL&_order=bypublication&_action_search=Suchen, http://orgprints.org/cgi/saved_search?savedsearchid=1211
Deposited By: Reiter, Dr. Reinhard
ID Code:19807
Deposited On:22 Nov 2011 15:32
Last Modified:25 Nov 2011 08:55
Document Language:German/Deutsch
Status:Unpublished
Refereed:Not peer-reviewed
Additional Publishing Information:Gefördert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.
Projektleitung (FKZ 08OE038): Dr. Reinhard Reiter, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Fischerei (IFI).
Projektleitung (FKZ 08OE157): Dr. Horst Karl, Max Rubner-Institut (MRI), Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch.
Bei dem hier eingestellten Schlussbericht handelt es sich um einen gemeinsamen Schlussbericht an dem die Teilprojekte FKZ 08OE038 und FKZ 08OE157 beteiligt waren.

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