Fischer, Ulrich and Neuendorff, Jochen (2009) Handbuch für Öko-Kontrollstellen. GfRS Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH, D-Göttingen .
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Ziele des Kontrollverfahrens
Bei den durch die Öko-Kontrollstellen durchgeführten Kontrollen muss eine Fülle von Regelungen der EG-Rechtsvorschriften zum Ökologischen Landbau und von spezifischen Umsetzungsbestimmungen berücksichtigt werden. Dauerte die Betriebsprüfung eines mittleren Erzeugerbetriebes in den frühen neunziger Jahren durchschnittlich 2,5 Stunden, hat sich die Kontrollzeit inzwischen etwa verdoppelt.
Um die richtigen Schwerpunkte zu setzen, ist es wichtig, die grundlegende Zielrichtung des Kontrollverfahrens vor Augen zu haben. Drei wesentliche Grundsätze lassen sich direkt aus den Erwägungsgründen ableiten, die der EG-Öko Basisverordnung vorangestellt sind:
- Durch eine korrekte Öko-Kennzeichnung wird dem ökologischen Landbau ein erkennbares Profil verliehen und das Vertrauen der Verbraucher gesichert (Schutz der Verbrauchererwartung).
- Auslegung und Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben im Bereich des ökologischen Landbaus sollen europaweit möglichst einheitliche Rahmenbedingungen ohne Marktverzerrung gewährleisten, damit eine konsequente Ökoproduktion auch weiterhin Bestand haben kann (Fairer Wettbewerb).
- Der Markt für ökologisch erzeugte Produkte soll transparent gestaltet und weiterentwickelt werden (Markttransparenz).
Risikomanagement im Kontrollverfahren für Öko-Produkte
Aus den vorgenannten Grundsätzen können konkrete Zieldefinitionen abgeleitet werden. Wir schlagen folgende Prioritäten vor.
1. Konventionelle Produkte dürfen nicht als Bio-Ware vermarktet werden.
2. Für Unternehmen, die ökologische Produkte erzeugen oder verarbeiten, sollen annähernd die gleichen Anforderungen gelten, unabhängig davon von welcher Kontrollstelle
sie kontrolliert werden und in welchem Bundesland ihr Sitz ist. Dies wird durch eine einheitliche Auslegungspraxis der Verordnung und durch ein vergleichbares Vorgehen bei den Inspektionen unterstützt. Publikationen wie dieses Handbuch
können einen Beitrag zu dieser Zielsetzung und zu einer gemeinsamen Strategieentwicklung leisten.
3. Dokumentationen nehmen einen großen Raum im Kontrollverfahren ein. So elementar sie zum Beispiel im Bereich des Warenflusses sind, sollen sie in anderen Bereichen nicht zum Selbstzweck werden. Die Angaben einer Dokumentation müssen überprüfbar und so bedeutsam für das Kontrollergebnis sein, dass regelmäßig stichprobenartige "Gegen-Checks" stattfinden.
Um ähnliche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten sowie geeignete Standardverfahren zu entwickeln und anzuwenden, ist vor allem ein "common sense" der Kontrollstellen und
zuständigen Behörden erforderlich.
Für die Akteure im Kontrollverfahren stellt es eine echte Herausforderung dar, Unregelmäßigkeiten und Verstöße rasch zu erkennen, die zu einem Verlust des „Bio-Status“ von Öko-
Erzeugnissen führen. Beurteilt man Routineverfahren der Öko-Kontrolle im Hinblick auf dieses Ziel, ergibt sich eine "risikoorientierte" Betrachtungsweise. Typisch dafür sind Fragestellungen wie:
Kann bei einem Bio-Verarbeiter an einer bestimmten Stelle im Produktionsablauf ein Fehler entstehen, der eine Partie-Aberkennung zur Folge hat? Oder: Ist es wahrscheinlich, dass ein bestimmtes Unternehmen konventionelle Produkte mit Hinweisen auf den Ökologischen Landbau vermarktet und wie könnte das nachgewiesen werden?
Am besten sollte man dort aktiv werden, wo das Risiko am größten ist. Doch wie kann ein Risiko erkannt und bewertet werden? Diese zentrale Fragestellung begleitet uns in diesem
Handbuch.
Was also macht ein Risiko aus? Einen ersten Hinweis gibt die mathematisch formulierte Definition:
Das Risiko ergibt sich aus dem Produkt von Wahrscheinlichkeit des Eintretens multipliziert mit dem Bedeutungsgrad der Folgen eines unerwünschten oder gefährlichen Ereignisses.
Und wie managt man das Risiko? Im Prinzip kann man die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Verarbeitung, dem Import bis zum Handel unter dem Blickwinkel betrachten, an welchen Stellen die Öko-Qualität der Produkte besonders gefährdet ist. Sind wesentliche kritische Punkte im System erkannt, an denen ein hohes Risiko besteht, kommt es darauf an, geeignete Sicherungs-Strategien zu entwickeln, um unerwünschte Ereignisse
möglichst zu vermeiden. Vorausschauend, proaktiv die richtigen Schritte festzulegen und zu prüfen, ob die ergriffenen Maßnahmen wirkungsvoll sind, ist die Aufgabe des Risikomanagements sowohl auf der Stufe der Marktbeteiligten wie auch auf der Ebene der Öko-Kontrollstellen und zuständigen Behörden.
EPrint Type: | Report |
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Keywords: | BÖL, BOEL, FKZ 06OE143, Kontrollsystem, rechtliche Regelungen, Öko-Kontrollstellen, EG-Öko-Verordnung |
Subjects: | Values, standards and certification > Regulation |
Research affiliation: | Germany > Federal Organic Farming Scheme - BOEL > Inspection/Certification Germany > Gesellschaft für Ressourcenschutz |
Related Links: | http://www.bundesprogramm-oekolandbau.de, http://www.bundesprogramm.de/fkz=06OE143, http://orgprints.org/perl/search/advanced?addtitle%2Ftitle=&keywords=06OE143&projects=BOEL&_order=bypublication&_action_search=Suchen |
Deposited By: | Neuendorff, Dr. Jochen |
ID Code: | 16030 |
Deposited On: | 28 Aug 2009 11:07 |
Last Modified: | 12 Apr 2010 07:39 |
Document Language: | German/Deutsch |
Status: | Unpublished |
Refereed: | Not peer-reviewed |
Additional Publishing Information: | Der Schlussbericht des Projekts, in dessen Rahmen das "Handbuch für Öko-Kontrollstellen" erstellt wurde, kann im Volltext unter http://orgprints.org/16029/ heruntergeladen werden. |
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